Newsletter: #42 Liar Liar: Lügen und Betrug
Wie wir manipuliert werden: Von der Notlüge bis zum Deepfake
Hi! Du bist super & schön, dass du wieder da bist :)
In diesem Newsletter geht es um Lügen und wie sie sich im Online-Betrug zeigen:
Was ist eine Lüge überhaupt?
Wie erkennen wir Lügen anhand Mikroexpressionen?
Reale Beispiele: Wie nutzen Betrüger Lügen online aus, um Betrug zu begehen?
Wir alle lügen hin und wieder, aber was, wenn Lügen sich inzwischen digitalisiert haben und von Betrügern systematisch eingesetzt werden? Sind Lügen in der digitalen Welt „normal“ geworden? Und gibt es typische Signale, die verraten, dass etwas nicht stimmt?
Kennt ihr noch den Film „Lügen macht erfinderisch”?
Die Handlung dreht sich um Mark, der als Einziger herausfindet, wie man lügen kann:

Dies verändert sein Leben! Er wird vom „Loser“ zum Gewinner, weil er sich mithilfe erfundener Geschichten besser darstellen kann.
Wer den Film gesehen hat, kann gut nachvollziehen, weshalb bestimmte Formen der Lüge in unserer Gesellschaft ethisch zulässig sind. Denn zu viel Ehrlichkeit kann wehtun, wie eine Szene gut verdeutlicht:
Es ist das erste Date von Mark mit Anna. In dieser Welt, in der niemand lügt, sagt Anna Mark sehr unverblümt, dass sie ihn aufgrund seines Aussehens und seiner schlechten finanziellen Situation nicht attraktiv findet und keinen weiteren Kontakt wünscht. Der Film zeigt somit auf humorvolle, aber auch nachdenkliche Weise, dass Ehrlichkeit zwar wichtig ist, ohne Taktgefühl und Empathie jedoch auch brutal und verletzend sein kann.
Was mir die Serie „Lie to Me” über das Lügen beibrachte
In der Serie „Lie to Me” kann der Protagonist anhand körperlicher Merkmale und Mikroexpressionen erkennen, ob jemand lügt.
Paul Ekman war bekannt für seine Forschung zu diesen kurz ersichtlichen Mini-Gefühlsausdrücken und er stellte sieben universelle Emotionen fest: Ekel, Wut, Furcht, Traurigkeit, Freude, Überraschung und Verachtung.

Beobachter:innen können geschult werden, Mikroexpressionen zu erkennen, und in Videoaufnahmen können sie noch deutlicher gemacht werden. In der Serie ist Dr. Cal Lightman der Protagonist ein Experte dafür und ihm werden fast übersinnliche Fähigkeiten zugeschrieben. Was natürlich etwas überzogen ist.
(Mehr zu Mikroexpressionen im ausführlicheren Artikel)
Die Psychologie hinter der Täuschung: Wie Betrüger:innen denken
Auch in der virtuellen Welt sind Betrüger mit ihren Lügen aktiv. Zwar können wir dort nur schlecht auf Mikroexpressionen achten, die sie verraten, doch es gibt gewisse Techniken, die sie gerne anwenden, um uns etwas vorzugaukeln:
Sympathie erzeugen: Bei Romance-Scams geben sich Betrüger als liebevolle Partner aus, bauen Vertrauen auf und erlangen so Zugang zu Geld oder Informationen.
Fiktive Identität: Fake-Profile in sozialen Netzwerken oder Dating-Apps, die der eigenen Zielgruppe ähneln, um Nähe und Vertrautheit zu schaffen
Autorität vortäuschen: Fake-Anrufe von „Bankmitarbeitern“ (Telefon-Spoofing), die behaupten, das Konto sei gefährdet, erzeugen den Anschein von Dringlichkeit und Kontrolle.

Ein Fall von gefälschten IT-Support Calls führte dazu, dass Mitarbeitende von Salesforce durch einen Voice Phishing Angriff dazu verleitet wurden, eine manipulierte App zu autorisieren und sensible Unternehmensdaten preiszugeben.
(Mehr Beispiele im ausführlichen Artikel)
Deepfakes, die neue Art zu Lügen
Eine weitere Form der digitalen Lüge sind Deepfakes. Deepfakes „lügen“ uns heute in vielfacher Form an, indem sie täuschend echte audiovisuelle Fälschungen erzeugen, die kaum von der Realität zu unterscheiden sind.
Gefälschte Videokonferenzen des CEOs
Manipulierte Telefonanrufe des IT-Supports
Deepfake-gestützte Social-Engineering-Angriffe via E-Mail, SMS oder WhatsApp
Desinformationskampagnen
Ein Beispiel für eine solche Kampagne meldete das BACS im September 2025: Dabei ging es um eine Vielzahl von Fällen von Deepfake-Betrug. Es kursierten gefälschte Videos und Werbeanzeigen, in denen Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter angeblich betrügerische Investitionsplattformen befürwortete.
Die Deepfakes sahen aus wie echte Interviews und sollten das Vertrauen in die Amtsträgerin ausnutzen, um Menschen dazu zu verleiten, auf betrügerischen Plattformen zu investieren.
Was tun? Wir können uns eine bestimmte Frage stellen
Nicht jede Lüge ist böse, aber jede Lüge verfolgt ein Ziel. Das ist der Schlüssel, um sie zu erkennen.
Ein Kollege und ehemaliger Kriminalist Chris Eckert, aus dem Bereich des ethischen Social Engineering hat mir in der Podcast-Aufnahme für Folge 9 den Tipp gegeben, sich immer zu fragen, warum diese Person das jetzt sagt:
„Was ist ihr Ziel?”, „Warum fragt mich diese Person jetzt so etwas?”
Die meisten Leute beginnen einfach zu sprechen und beantworten die Frage. Auch von fremden Personen. Man reagiert, anstatt sich bewusst zu fragen: „Wieso fragt mich diese Person das jetzt und was will sie damit erreichen?”
Wenn wir mehr hinterfragen, was die Intention dahinter sein könnte, bringt uns das auf einfache Weise dazu, kritischer zu denken.
Was würdet ihr anfügen?
Bis bald!
Jill
P.s. diese Katze brachte mich zum lachen
👂 KI-Podcast von diesem Artikel:
📕 Read: Aktuelle Angriffe
Betrug mit bekannten Persönlichkeiten: https://www.ncsc.admin.ch/ncsc/de/home/aktuell/im-fokus/2025/wochenrueckblick_35.html
Kleinanzeigenbetrug: https://www.ncsc.admin.ch/ncsc/de/home/aktuell/im-fokus/2025/wochenrueckblick_40.html
👀 Watch:
Serie: Lie To Me zu Mikroexpressionen:
👂Listen:
Podcast Folge 9 mit Chris Eckert: https://www.newsletter.jillwick.com/p/folge-8-wirtschaftsspionage-social
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